Wer ist der Schwarze Peter?

Regelmässig werden uns Fragen zu unserem Vereinsnamens gestellt. Dass diese Anfragen im

Rahmen der weltweiten Bewegung „Black Lives Matter“ zugenommen haben, ist verständlich

und gut. Wir haben uns deshalb auf die Suche nach den Ursprüngen unseres Namensgebers

gemacht.

 

Wer bezahlt die nächste Runde?

Der Ursprung des Kartenspiels Schwarzer Peter, das unser Namensgeber ist, liegt

wahrscheinlich in Old Maid (englisch: alte Jungfer) beziehungsweise Vieux Garçon

(französisch: alter Knabe) oder Jackass, einem Kartenspiel bei dem es darum geht, einen

Verlierer zu bestimmen, der die nächste Runde Getränke bezahlen muss. Wieso aber alte

Jungfer oder alter Knabe? Ledige Frauen und Männer hatten bis ins 20. Jahrhundert hinein

einen schwierigen Stand in der Gesellschaft. Ledige Frauen wurden oft als „gefährliche

Verführerinnen“ gesehen, ledige Männer bestenfalls als seltsame Käuze. Kurzum: Sie waren

Aussenseiter, denen man auch gerne unliebsame Dinge in die Schuhe schieben konnte.

 

Ein Räuber als Namensgeber?

Erst im 19. Jahrhundert wurde im deutschen Sprachraum ein Spiel mit dem Namen „Schwarzer

Peter“ verkauft, das ein speziell für dieses Spiel entworfenes Kartendeck unter die Leute

brachte. Genauer gesagt kam das erste Schwarze-Peter-Spiel um 1840 auf den Markt. 2010

stellte der Wissenschaftsautor Ernst Probst die These auf, dass das Spiel im 19. Jahrhundert

vom Räuber Peter Petri im Zuchthaus von Bicétre bei Paris erfunden worden sei. Peter Petri

aus dem Hunsrück gehörte zur Gruppe des legendären Räubers Schinderhannes, der Anfang

des 19. Jahrhunderts hingerichtet worden war. Interessant ist, dass Peter Petri Köhler war,

also einer Berufsgruppe angehörte, die oft russgeschwärzt war. Passen würde auch, dass er in

Frankreich im Gefängnis sass, wo man vorstellbar viel Vieux Garcon spielte zwecks

Zeitvertrieb. Nicht nur das Kartenspiel, sondern der Begriff „Schwarzer Peter“ selbst, soll – so

Probst – auf Peter Petri zurückgehen.

 

Der ungeliebte Peter

Die These von Probst blieb nicht unwidersprochen. Es gibt eine zweite, näher liegende

Erklärung, wieso aus der Alten Jungfer oder dem Alten Knaben im deutschen Sprachraum

der Schwarze Peter wurde. In Grimms Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert findet sich

unter Peter ein langer Eintrag, der u.a. ausführt:

Dummer, fauler, steifer, langweiliger, verdrieszlicher Mensch, näher charakterisiert durch ein

Adj. dummer, fauler, hölzerner, ungefälliger Peter u. s. w.

Die doppelte Bedeutung von Peter zur Zeit der ersten Herausgabe des Kartenspiels liesse

darauf schliessen, dass nicht Peter Petri der Namensgeber war, sondern ein Name, der

zugleich auch ein Schimpfwort war.

 

Andere Kartensujets

Tatsache ist aber, dass es im Verlaufe der Zeiten Kartendecks gab, die einen Schwarzen als

Schwarzen Peter zeigte. Sei es als „Wilder“ mit goldenen Ohrringen gegen Ende des 19.

Jahrhunderts, als der Kolonialismus seine Blützezeit hatte, als Jazzmusiker in den 20er und

frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts oder als schwarzer Junge. Diese Darstellungen sind

seit Jahrzehnten verschwunden. Weitere gängige Kartensujets für den schwarzen Peter

waren und sind bis heute Kaminfeger (die über lange Zeit mitnichten Glücksbringer waren,

sondern einen zweifelhaften Ruf hatten), schwarze Katzen oder seltener Raben respektive

Krähen. Wie alle schwarzen Tiere galten Raben und Krähen oder eben auch schwarze Katzen

in der Volksfrömmigkeit ab dem Mittelalter ihrer Farbe wegen als Begleiter des Teufels und

waren sozusagen Aussenseiter im Tierreich. Und hier schliesst sich der Kreis zu den

ursprünglichen Namen des Spiels, die ebenso den Verlierern die Aussenseiterposition in der

Gesellschaft zuweisen.

 

Fazit

Nachdem wir uns nicht nur intensiv mit unserem Vereinsnamen auseinandergesetzt, sondern

und vor allem auch verschiedene Menschen ausserhalb des Vereins nach ihrer Meinung

gefragt und mit ihnen diskutiert haben, sind wir zum Schluss gekommen, unseren Namen beizubehalten.